www.albrecht-reuss.de | Stand: 08.12.2008 | Impressum
Ach, Freizeitsport ist was Feines! Alles nicht so tierisch
ernst; wer gewinnt, ist egal, und in den Pausen hat man Zeit für ein
kleines Schwätzchen. Manchmal auch ein großes. Manchmal auch
ohne Pausen.
„So, wie stellen wir uns auf? Soll ich als Steller beginnen?
Sind die Mannschaften so gerecht? Eigentlich will ich ja lieber (stellen)
mit Alex zusammen (Wechsel wir) spielen. Könnte nicht (aufschlagen)
Alex – oh, Netz – mit Samuel tauschen (annehmen) – also nichts gegen dich,
Samuel (schlagen), aber (0:1) ich kann halt besser mit Alex (Aufschlag
verpassen, 0:2) spielen. Gell, Alex! Was meint ihr eigentlich mit (baggern)
‘Wir spielen schon richtig’? Soll das heißen, wir zählen bereits
(0:3)? Warum sagt mir das keiner? Wie steht es denn? Drei zu null? Für
wen? Das kann nicht sein! Ich (lobben) finde (Wechsel andere), wir könnten
solche Dinge auch gemeinsam besprechen. Ich fühle (Wechsel wir) mich
einigermaßen übergangen, hört ihr? (Wechsel andere) Und
vier gegen vier ist mir sowieso fast (Wechsel wir) zu stressig.
Ach, hallo Rebecca! Spielst du heute auch mit? Ich hab
dich noch gar nicht gesehen. Was machst du zur Zeit? Was du nicht sagst!
(hechtbaggern) Und wie lange noch? Acht Wochen? Ich? Ich beginne im (blocken)
Oktober (1:3) mit meinem Zivildienst. Bis dahin mache ich Urlaub und ein
Jungscharzelt... – hab’ ich! (baggern) – ...lager mit dem Jugendwerk und
ein (Wechsel andere) paar kleinere Sachen zwischendrin. Hey, warum läufst
du weg? Ach, du hast Aufschlag. Bis später.
(annehmen, unsauber) Habt ihr auch (hechtend retten)
gestern das EM-Finale gesehen? Ich (1:4) finde das Golden Goal irgendwie
langweilig. Da hat der Gegner keine Möglichkeit mehr – Klasse Gilli!
– das Tor auszugleichen. Es gehört doch auch zum Spiel, einen Vorsprung
über die Zeit zu retten. Hast du! Prima! Die haben doch alle gar nicht
gemerkt, daß das Spiel aus war. Darf ich eigentlich auch mal wieder
mitspielen? (ins Netz schlagen) ‘tschuldigung (1:5). Die deutschen Fans
sind übrigens (annehmen) die schlimmsten. Richtig eklig. Pfeifen bei
anderen Nationalhymnen und (fliegend baggern) grölen ständig
nur ‘Sieg!’. Und welche Erwartungshaltung! Auch in der Presse – furchtbar
(1:6)! Sechs lange Jahre haben wir schon auf einen Titel warten müssen!
Sechs Jahre – unglaublich. Wie trist war das Leben ohne Titel, wie minderwertig
(schlagen) mußten wir uns fühlen! Wo doch in der Zwischenzeit
gleich zwei andere Länder einen Titel gewinnen konnten, nur wir natürlich
nicht, wir armen Schweine (Ball verpassen, 1:7). Und jeder weiß,
daß der Bundestrainer ein guter Trainer ist, aber niemand traut es
sich zu sagen, so lange er noch keinen Titel gewonnen hat. Was ist denn
das für eine Anspruchshaltung?
Ihr sagt, ich soll mich mehr konzentrieren? Wer macht
denn (schlagen, Wechsel wir) hier die ganzen Punkte? Oh, nur Wechsel. Trotzdem.
Jetzt gilt’s aber! Punkten! Punkten! Die richtige Einstellung
unterscheidet die (stellen) Winnertypen-mannschaft (2:7) eben von der Losertypenmannschaft.
Und wir haben schlichtweg (3:7) die richtige Einstellung, den richtigen
Teamgeist, so wie Bertis Buben eben. Wir halten (pritschen) zusammen! Bei
uns (blocken, 4:7) kämpft jeder für jeden! Schaut mich an! (abklatschen)
Weiter so, Jungs und Mädels! Und noch ein Aufschlag! Punkt! – Doch,
der war auf der Linie! Aber sicher! Wie willst denn du das gesehen haben?
Von wegen, du standst genau daneben! Ich meine, zumindest könnte man
mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit anzunehmen wagen, daß
der Ball nicht grundsätzlich außerhab des Feldes gelandet zu
sein scheinen mußte. Für mich wäre das ein Fall für
Wiederholung. Aber bitte – wir sind ja fair. Wir haben solche Kinkerlitzchen
nicht nötig. Macht ihr nur weiter (Wechsel andere).
Aber wundert euch dann nicht (Aufschlag schlecht annehmen),
wenn euer Gegner (4:8) keine rechte Lust mehr hat. Wenn (Aufschlag hinterherschauen,
4:9) man alles gibt, und dann durch solche Entscheidungen, solche Willkürakte,
solche Lügen aus der Bahn (4:10) geworfen wird, dann macht es einfach
keinen (Aufschlag verpassen, 4:11) Spaß mehr. Und das kann einem
doch keiner (4:12) verübeln, oder? Ich dachte eigentlich immer, wir
sind hier eine dufte Truppe, aber das ist nicht das erste Mal, daß
ich (schlagen, 4:13) mich in meinen Freunden getäuscht habe.
Jetzt motz du nicht auch noch rum! In der eigenen Mannschaft
fallen sie einem in den Rücken! Das darf doch nicht wahr sein. Warum
ich den so schlecht getroffen habe? Schlecht getroffen? Das fragst du mich?
Ausgerechnet du, der, seit ich dich kenne, noch keinen einzigen Ball sauber
gespielt hat? Kommt da daher mit seiner Ballphobie (4:14) und versucht
mich, mich zu belehren, ohne den ihr eure ganze Voleyballerei vergessen
könntet. Ohne mich – na wartet, ihr werdet schon sehen, was hier ohne
mich los wäre! Alex! Ball her! Ich gehe. Und meinen Ball nehme ich
mit. So lasse ich mich nicht behandeln. Das habe ich nicht nötig.
Alles was recht ist! Und meint ja nicht, daß wir das Spiel nicht
mehr gedreht hätten. Locker hätten wir das gewonnen! Aber Gewinnen
ist nicht alles im Sport. Man muß auch verlieren können. Nur
ihr könnt das offensichtlich nicht!“