www.albrecht-reuss.de | Stand: 08.12.2008 | Impressum

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Griechischer Tee

Es war in Griechenland, und ich wollte nichts anderes tun, als mir einen Tee zu bestellen. Ist ja auch eine Banalität. Falls man Griechisch kann.
Wir saßen also während der Studienfahrt früh morgens am Hoteltisch und bewunderten die reichhaltigen Dinge, die uns aufgetischt wurden. Nämlich: 1 Brötchen, 1 Küchlein, 1 Päckchen Butter, 1 Päckchen Marmelade, 1 orangefarbenes Glas Wasser und – womit das Unglück begann – 1 Tasse Kaffee.
Ich trinke keinen Kaffee. Auch wenn die Tchibo-Bauern im Fernsehen so tun, als gefalle es ihnen, ausgebeutet zu werden.
Am Nebentisch bekommt eine Tee serviert. Auf mein intensives Hinüberstarren hin rät sie mir, selbst welchen zu bestellen, ‘zai’ heiße das im übrigen auf griechisch.
Na gut, und weiter?
Die Kellnerin läuft vorbei, ich rufe: „Zai!“. Sie dreht sich mißmutig um.
„Äh, bitte, please, silvouple!?“, füge ich hinzu. Sie geht weiter. Fünf Minuten später bringt sie keinen Tee. Zehn Minuten später auch nicht. Ich bespreche mich mit meinem Tischnachbarn.
„Was Heißt ‘bitte’ auf griechisch?“
„’Paracalor’, glaube ich.“
„Nein, das war doch ‘danke’.“
„Bist du sicher?“
„Nein.“
Pause.
„Ich hab’s!“
„Ja?“
„Es heißt ‘eifchcharisor’!“
„Wie?“
„’Eeifchscharistorr’ – oder so.“
„Nein, ohne ‘chsch’,“ ruft’s vom Tisch gegenüber. Die Kellnerin geht vorbei. Jetzt muß ich schnell handeln.
„Sorry!“, rufe ich. Keine Reaktion. „Exkjus mi? Pardo?“ – wieder nichts. Jetzt muß ich es doch auf griechisch versuchen. Ich nehme allen Mut zusammen –
„Chrrr!“
Besser klappt’s nicht.
Die Kellnerin dreht sich um, ich lächle verkrampft.
„Tee?“, frage ich. „Zai?“
Sie geht.
Gespanntes Warten.
Sie kommt. Sie bringt Tee. Roten.
„Black Tea?“, frage ich erneut. „schwarz. Sweet Orange, you know, haben Sie das, ja?“
Sie schaut mir fragend in die Augen. Ich füge ein freundliches „Chrrr“ an. Sie verschwindet wieder.
Dann bringt sie vier Orangen.
„That’s nice,“ stammle ich, „but no, no, no – i’d more rather like to have some tea, zai, verstehen Sie? Zai, chrrr, silvouple.“
Sie deutet auf die Tasse vor meiner Nase mit Früchtetee.
„I see,“ sage ich einfühlsam, „but, chrrr, I like it black, black! You got it?“
Sie murmelt etwas tief griechisches und trampelt in die Küche.
Unten hupt der Bus. Zeit zum Aufbruch. Da taucht der Chef der Küche auf.
„Sie wünschen?“
Ah, endlich einer, der mich versteht. Leider kann ich ihm nur noch erklären, daß ich jetzt gehen muß, obwohl ich noch gerne einen Schwarztee gehabt hätte.
„Tut mir leid wegen der Umstände. Trotzdem danke, chrrr, gell!“, verabschiede ich mich freundlich und renne zum Bus.
Das kommt eben davon, daß wir Deutschen immer denken, wir könnten in fremde Länder reisen, ohne auch nur die Ansätze der jeweiligen Sprache zu beherrschen. Daher will ich mich auf diesem Wege für unsere deutsche Arroganz bei allen Fremden entschuldigen.
Entschuldigen Sie das bitte!
Sorry that, please!
Pardon, silvouple!
Må ikke verzeiken bitte!
Scusi, perfavore!
Äh, öh, vertheioph thaph thophe theuph, chrrr!